Wir drehen hier nur einen Film

2015 gab es eine asienweite Kampagne gegen Krieg und Militarismus, welche von autonomen und anarchistischen Gruppen getragen wurde. In Tokio wurde darum in einer recht ungewöhnlichen Aktion die Polizei überlistet und ein Auto zerdeppert.

Der Hintergrund der Antikriegskampagne war die kriegstreiberische Rhetorik und nationalistische Muskelspiele verschiedener ostasiatischer Regierungen. Japanische, Koreanische und Chinesische Kriegsschuffe standen sich da schon mal gegenüber, Daheim wurde Nationalismus geschürt. Die inhaltliche Kritik der „Operation Anti War“ genannten Kampagne geht noch um einiges weiter, Teile der Texte sind auch ins Englische und Französische übersetzt, durchlesen kann man sie auf der Homepage.

Die Aktion in Tokyo fand am 29.8.2015 im alternativ geprägten Stadtteil Asagaya statt. Dieser liegt direkt neben Kōenji, Tokios Zentrum widerständiger Gegenkultur. In Kōenji selber fand zu diesem Zeitpunkt das jährliche Bezirksfest statt, mit hunderttausenden BesucherInnen. Die Polizei hatte mit dem Fest also alle Hände voll zu tun.

Doch wieso eine schnöde Demo machen, wenn die Polizei doch eh zu beschäftigt ist. „Lasst uns einen Film drehen“, dachten sich AktivistInnen und meldeten bei der Polizei kurz einen Filmdreh an. Als Kulisse spielte eine Punkband, anwesend waren auch ein paar Dutzend Leute die brav Demo spielten. Mit Fahnen, Sprechchören und so weiter. Natürlich mussten auch Kameras her, damit das was wird. Also wurden zwei um die 50 Jahre alten Riesenkameras hingekarrt. Diese waren zwar nicht mal an den Strom angeschlossen, aber das schien den einen anwesende Polizisten nicht zu stören.

Nach einigen Minuten fuhr ein Auto vor. Dunkel angesprayt und mit der Aufschrift „KRIEG“. Auf ein zuvor abgemachtes Zeichen stürmte die Menge auf das Auto zu, zerschlug ihm mit Baseball- und Golfschlägern die Scheiben und schmiss es um. Die Menge rundherum Johlte, was für ein Spektakel. Reden wurden noch gehalten und spätestens hier war klar, dass die Dreharbeiten nur Fake waren. Der einzelne, komplett aufgebrachte Polizist musste letztendlich seine Pflicht tun und musste vom Fenster aus zuschauen. Jemand hatte nämlich ganz ganz zufällig gerade seine Brieftasche verloren und wollte den Verlust anzeigen.

Zwei tolle Videos von der Aktion findet ihr hier. Viel Spaß beim schauen.

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