Realitycheck vor dem Abflug

Foto geklaut :P

Während ich diese Zeilen hier schreibe sitze ich am Budapester Flughafen und muss noch etwa 9 Stunden auf meinen Flug warten. So weit so fad. In Budapest selber war ich insgesamt vielleicht eine halbe Stunde, und Gott bin ich froh bald aus dieser Stadt heraussen zu sein.
Ich mag Ungarn (den Staat) nicht. Die Mehrheit der Leute wählt rechts bzw. rechtsextrem, mir scheint immer, als liege etwas in der Luft, wo nur ein Funke genügt und man bekommt eine aufs Maul. Ja, hier hab ich definitiv Vorurteile, doch vielleicht ziehe ich als Kärntner einfach nur zuviele Paralelen zu meinem Ursprungs-Bundesland. Auch dort wählte die Mehrheit rechtsextrem, es gab Polizeirepression en Masse und die komplette Atmosfäre hatte etwas widerliches, angsteinflößendes. In Ungarn, finde ich, ist das so ähnlich, nur dass hier der alte sowjetisch-stalinistisch-autoritäre Geist meines Erachtens nach immer noch spürbar ist.

Vor dem Bahnhof angekommen traf mich erstmal der Schlag. Hunderte syrische Flüchtlinge kampieren dort und warten auf eine Chance weiter nach Westen zu kommen. Männner, Frauen, Junge, Alte. Und Kinder. So viele Kinder… Es ist schlicht ein Elend, und mir wurde ganz bang ums Herz. Ich da, als Westeropäer, der sich gerade einen teuren Urlaub nach Japan leistet und dann diese Armee der Elenden, Zerlumpten. Es schien ganz so, als hätten sich die Ungarn schon an den Anblick gewöhnt. Nur mögen tut sie anscheinend keiner, sonst würde es wohl mehr Protest gegen den Grenzzaun geben, den der ungarische Premier zur Zeit an der Grenze zu Serbien bauen lässt um die Flüchtlinge abzuhalten.
Etwas positives habe ich dennoch gesehen: Eine Organisation verteile Essen an die Flüchtlinge, welche zu hunderten für eine Tasse Pampe anstanden. Daneben die vielen Kinder, und die Eltern, welche sie versuchen im Auge zu behalten.
Es sind wenige, die helfen. Sehr wenige. Die Flüchtlinge belagern die HelferInnen, versuchen sie zu fragen, ob sie denn helfen können. An wen sollen sie sich denn sonst wenden?
Ich fuhr weiter zum Flughafen. Am Weg dorthin sah ich aus dem Busfenster doch tatsächlich ein großes Plakat mir der Aufschrift „Sorry about our prime minister“ und es zauberte ein Lächeln auf meinen Mund.

Übrigens, der einzige Lichtblick in diesem langweiligen Glashaus sind die vielen netten Leute, die aus aller Welt zum Ozora-Festival (ein Goa-Festival) anreisen. Lauter Hippies, Punks und so weiter. Sogar eine Gruppe japanischer Hippies hab ich getroffen und mich kurz mit ihnen unterhalten :3

Nun, ein paar Stunden noch, und ich sitze im Flieger nach Tokyo. Hoffentlich geht alles gut.

PS.: Fotos habe ich keine gemacht. Irgendwie war es mir zuwider, die flüchtenden Menschen zu fotografieren. Es sind Menschen, kein Zoo.

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